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====== Soziale Tugenden ====== | ====== Soziale Tugenden ====== | ||
+ | [EN: social virtues] | ||
+ | Zur Gestaltpsychologie von **Hingabe, Dankbarkeit, | ||
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+ | ==== Feldbeziehungen - nicht Person-Eigenschaften ==== | ||
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+ | „Wenn wir von Tugenden sprechen, so denken wir üblicherweise an Eigenschaften einer Person, ‚die in sich selbst ruht‘, an ‚Seinsweisen‘ eines einzelnen und nicht so sehr an ‚das Miteinander‘ mehrerer Personen. Durch die Hinzufügung des Beiwortes ‚sozial‘ soll unterstrichen werden, dass die genannten Verhaltensweisen einen gleichermaßen konstitutiven Wert für die zwischenmenschliche Beziehung haben wie die Faden eines Gewebes für den Stoff. Anders ausgedrückt sind Aufrichtigkeit, | ||
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+ | Der Gestalttheorie zufolge leiten sich die Verhaltensweisen "immer von der Beziehung zwischen dem Individuum und der konkreten Situation des Betreffenden ab. Ein solcher Ansatz unterscheidet sich von dem [[monopersonal_relational|monopersonalen Ansatz]], bei dem der Akzent ausschließlich auf das innere Erleben des Individuums gelegt wird, während die Faktoren der Umgebung vernachlässigt werden. [...] Der monopersonale Ansatz beschränkt das Beobachtungsfeld auf eine einzelne Person und konzentriert sich auf die inneren Faktoren, die als eine Art Wesenskern verstanden werden, die den Betreffenden in die Lage versetzen, kontinuierlich und unabhängig von der Situation oder der Art des Partners zu handeln." | ||
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+ | Beim [[feldkonzepte_psychologische|Feldansatz]] hingegen " | ||
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+ | Die Dynamik der sozialen Tugenden sollte daher "mit Hilfe des relational-systemischen Ansatzes erklärt werden, den Lewin in der [[lebensraum|Formel V = f (P/U)]] zusammengefasst hat, wonach das Verhalten (V) eine Funktion der Person (P) and des Umfelds (U) ist. Dieser Ansatz ist das Gegenteil des monopersonalen Ansatzes, bei dem die Beobachtung auf den einzelnen and seine inneren Prozesse beschränkt bleibt. ... Beim Feldansatz nach Lewin werden die inneren Faktoren des einzelnen ebenfalls untersucht, es wird aber von der gegenseitigen Beeinflussung dieser Faktoren im Gesamtkomplex der Person ausgegangen, | ||
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+ | ==== Warum gerade diese Tugenden? ==== | ||
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+ | Die von Galli getroffene Auswahl an " | ||
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+ | „Allen untersuchten Tugenden [...] ist eine bestimmte Ordnung des psychologischen Feldes gemeinsam. In allen Fällen geht es um ‚Objektbeziehungen‘, | ||
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+ | ==== Prägnanzformen von Beziehungsstrukturen ==== | ||
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+ | In den „sozialen Tugenden“ sieht Galli dementsprechend **Prägnanzformen von Beziehungsstrukturen**. Diese können für ihn als prägnant gelten, wenn in ihnen ein bestimmtes [[gleichgewicht|Gleichgewicht]] der beiden Pole des psychischen Gesamtfeldes (die Person und ihre Umwelt) verwirklicht ist. In theoretischen Begriffen ausgedrückt, | ||
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+ | Auf diese Prägnanzformen von Beziehungsstrukturen bezieht sich auch Giancarlo Trombini, wenn er als Indikator des Therapiefortschritts die zunehmende Prägnenz der Beziehungen nennt, die sich in den [[traumarbeit|Traumberichten]] der Psychotherapie-Klienten und den anschließenden Assoziationen und Reflexionen zeigen. Die gegenteilige Bewegung lässt sich an den psychologischen Gegensätzen dieser Beziehungsstrukturen erkennen: | ||
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+ | ==== Die psychologischen Gegensätze der untersuchten Tugenden ==== | ||
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+ | „Für jede der erwähnten Tugenden“ schreibt Galli, habe er versucht, „das sie charakterisierende bipolare psychische Feld phänomenologisch zu beschreiben und die sie fördernden bzw. hemmenden Faktoren herauszuar-beiten. […] In Anlehnung an C.G. Jung verwende ich den Begriff des ‚psychologischen Gegensatzes‘ im Unterschied zum ‚logischen Gegensatz‘.Der ‚psychologische Gegensatz‘ kann im weitesten Sinne als das definiert werden, was eine bestimmte Haltung, ein bestimmtes Verhalten hemmt oder behindert und so mit den grundlegenden Motivationen in Konflikt gerät.“ (ebenda, 65) | ||
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+ | Als solche „psychologische Gegensätze“ arbeitet Galli (2005, 65) heraus: | ||
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+ | * Hingabe – Flucht in die Phantasie; | ||
+ | * Dankbarkeit – Neid und Anmaßung; | ||
+ | * Staunen – Aufdringlichkeit und Besitzsucht; | ||
+ | * Reue – Anmaßung und Verzweiflung; | ||
+ | * Vergebung – Unaufrichtigkeit, | ||
+ | * Vertrauen – Angst und Zweifel. | ||
==== Literatur: ==== | ==== Literatur: ==== | ||
- | Galli, Giuseppe (2005): //Soziale Tugenden//. 2., erweiterte Ausgabe. Wien: Böhlau. | + | * Galli, Giuseppe (2005): //Soziale Tugenden//. 2., erweiterte Ausgabe. Wien: Böhlau. |
+ | * Stemberger, Gerhard (2018): [[https:// | ||
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