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tugenden_soziale

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tugenden_soziale [21.07.2021 22:43]
stemberger
tugenden_soziale [12.03.2024 13:26] (aktuell)
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 ====== Soziale Tugenden ====== ====== Soziale Tugenden ======
 +[EN: social virtues]
  
 Zur Gestaltpsychologie von **Hingabe, Dankbarkeit, Staunen, Vergebung, Vertrauen und Aufrichtigkeit** schreibt der italienische Gestaltpsychologe Giuseppe Galli:  Zur Gestaltpsychologie von **Hingabe, Dankbarkeit, Staunen, Vergebung, Vertrauen und Aufrichtigkeit** schreibt der italienische Gestaltpsychologe Giuseppe Galli: 
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 „Allen untersuchten Tugenden [...] ist eine bestimmte Ordnung des psychologischen Feldes gemeinsam. In allen Fällen geht es um ‚Objektbeziehungen‘, wo eine Person in Beziehung zu einer anderen steht. Bei solchen Beziehungen verschiebt sich die strukturelle [[zentrierung|Zentrierung]], der Schwerpunkt, vom eigenen Ich zum anderen. Mit anderen Worten, alle diese Tugenden enthalten ein gewisses Maß an narzisstischer Deflation, um den vom Objekt ausgehenden Ansprüchen and Verhaltensweisen Platz zu machen. Ein typisches Beispiel ist **das Staunen**, wo der andere in den Vordergrund rückt, während das Ich ‚leer‘ und in einen Zustand der Ekstase versetzt wird. Neben einer [[umstrukturierung|Neuzentrierung]] erleben wir auch eine Erweiterung, das heißt eine Ausdehnung des eigenen Feldes. **Die Dankbarkeit** beispielsweise setzt die dankbare Anerkennung als Brennpunkt für die richtige Gewichtung der Beziehungen zu den anderen, zur Schöpfung, zum Schöpfer voraus, .... Bei allen untersuchten Tugenden erfolgt außerdem eine Verschiebung des die Werte betreffenden [[bezugssystem|Bezugssystems]]. Bei der **Vergebung** etwa wird der andere von der ausschließlichen Rolle des Beleidigers und der damit verbundenen völligen Negativität freigesprochen, um erneut auf umfassendere Weise als trotz seiner Schuld wertvoller Mensch wahrgenommen zu werden. So können wir auch die johanneische Unterscheidung zwischen Irrtum and Irrendem verstehen. Und schließlich gibt es noch einen weiteren Aspekt der untersuchten Tugenden, nämlich dass sie auf einer im Sinne Erich Fromms biophilen Motivation beruhen. Es sind daher Haltungen and Verhaltensweisen, die darauf abzielen, positive and konstruktive Beziehungen zum anderen aufzubauen oder wiederherzustellen.“ (ebenda, 46f) „Allen untersuchten Tugenden [...] ist eine bestimmte Ordnung des psychologischen Feldes gemeinsam. In allen Fällen geht es um ‚Objektbeziehungen‘, wo eine Person in Beziehung zu einer anderen steht. Bei solchen Beziehungen verschiebt sich die strukturelle [[zentrierung|Zentrierung]], der Schwerpunkt, vom eigenen Ich zum anderen. Mit anderen Worten, alle diese Tugenden enthalten ein gewisses Maß an narzisstischer Deflation, um den vom Objekt ausgehenden Ansprüchen and Verhaltensweisen Platz zu machen. Ein typisches Beispiel ist **das Staunen**, wo der andere in den Vordergrund rückt, während das Ich ‚leer‘ und in einen Zustand der Ekstase versetzt wird. Neben einer [[umstrukturierung|Neuzentrierung]] erleben wir auch eine Erweiterung, das heißt eine Ausdehnung des eigenen Feldes. **Die Dankbarkeit** beispielsweise setzt die dankbare Anerkennung als Brennpunkt für die richtige Gewichtung der Beziehungen zu den anderen, zur Schöpfung, zum Schöpfer voraus, .... Bei allen untersuchten Tugenden erfolgt außerdem eine Verschiebung des die Werte betreffenden [[bezugssystem|Bezugssystems]]. Bei der **Vergebung** etwa wird der andere von der ausschließlichen Rolle des Beleidigers und der damit verbundenen völligen Negativität freigesprochen, um erneut auf umfassendere Weise als trotz seiner Schuld wertvoller Mensch wahrgenommen zu werden. So können wir auch die johanneische Unterscheidung zwischen Irrtum and Irrendem verstehen. Und schließlich gibt es noch einen weiteren Aspekt der untersuchten Tugenden, nämlich dass sie auf einer im Sinne Erich Fromms biophilen Motivation beruhen. Es sind daher Haltungen and Verhaltensweisen, die darauf abzielen, positive and konstruktive Beziehungen zum anderen aufzubauen oder wiederherzustellen.“ (ebenda, 46f)
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 +==== Prägnanzformen von Beziehungsstrukturen ====
  
 In den „sozialen Tugenden“ sieht Galli dementsprechend **Prägnanzformen von Beziehungsstrukturen**. Diese können für ihn als prägnant gelten, wenn in ihnen ein bestimmtes [[gleichgewicht|Gleichgewicht]] der beiden Pole des psychischen Gesamtfeldes (die Person und ihre Umwelt) verwirklicht ist. In theoretischen Begriffen ausgedrückt, bedeutet dies, dass der Ich- und der Objekt-Pol, die als Teile (Untersysteme) des psychischen Gesamtfeldes gesehen werden, den Gesamtbedingungen desselben sowie der sich zwischen ihnen vollziehenden Interaktion untergeordnet sind. In den „sozialen Tugenden“ sieht Galli dementsprechend **Prägnanzformen von Beziehungsstrukturen**. Diese können für ihn als prägnant gelten, wenn in ihnen ein bestimmtes [[gleichgewicht|Gleichgewicht]] der beiden Pole des psychischen Gesamtfeldes (die Person und ihre Umwelt) verwirklicht ist. In theoretischen Begriffen ausgedrückt, bedeutet dies, dass der Ich- und der Objekt-Pol, die als Teile (Untersysteme) des psychischen Gesamtfeldes gesehen werden, den Gesamtbedingungen desselben sowie der sich zwischen ihnen vollziehenden Interaktion untergeordnet sind.
  
-==== Die psychologischen Gegensätze der Tugenden ====+Auf diese Prägnanzformen von Beziehungsstrukturen bezieht sich auch Giancarlo Trombini, wenn er als Indikator des Therapiefortschritts die zunehmende Prägnenz der Beziehungen nennt, die sich in den [[traumarbeit|Traumberichten]] der Psychotherapie-Klienten und den anschließenden Assoziationen und Reflexionen zeigen. Die gegenteilige Bewegung lässt sich an den psychologischen Gegensätzen dieser Beziehungsstrukturen erkennen: 
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 +==== Die psychologischen Gegensätze der untersuchten Tugenden ====
  
 „Für jede der erwähnten Tugenden“ schreibt Galli, habe er versucht, „das sie charakterisierende bipolare psychische Feld phänomenologisch zu beschreiben und die sie fördernden bzw. hemmenden Faktoren herauszuar-beiten. […] In Anlehnung an C.G. Jung verwende ich den Begriff des ‚psychologischen Gegensatzes‘ im Unterschied zum ‚logischen Gegensatz‘.Der ‚psychologische Gegensatz‘ kann im weitesten Sinne als das definiert werden, was eine bestimmte Haltung, ein bestimmtes Verhalten hemmt oder behindert und so mit den grundlegenden Motivationen in Konflikt gerät.“ (ebenda, 65) „Für jede der erwähnten Tugenden“ schreibt Galli, habe er versucht, „das sie charakterisierende bipolare psychische Feld phänomenologisch zu beschreiben und die sie fördernden bzw. hemmenden Faktoren herauszuar-beiten. […] In Anlehnung an C.G. Jung verwende ich den Begriff des ‚psychologischen Gegensatzes‘ im Unterschied zum ‚logischen Gegensatz‘.Der ‚psychologische Gegensatz‘ kann im weitesten Sinne als das definiert werden, was eine bestimmte Haltung, ein bestimmtes Verhalten hemmt oder behindert und so mit den grundlegenden Motivationen in Konflikt gerät.“ (ebenda, 65)
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