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Feldkonzepte, psychologische

[EN: psychological field concepts]

Paul Tholey, Frankfurt †; Gerhard Stemberger, Wien und Berlin1)

Die Gestalttheorie unterscheidet in ihren psychologischen Feldkonzepten zwischen dem phänomenalen Feld, dem psychi­schen Feld und dem psychophysischen Feld.

Phänomenales Feld:

Dieses umfasst in der Regel das phänomenale Körper-Ich und dessen phänomenales Umfeld – man spricht in dem Zusammenhang auch vom phänomenalen Gesamtfeld (im Unterschied zum phänomenalen Wahrnehmungsfeld ohne Körper-Ich). Es handelt sich dabei um die dem Menschen zugängliche Alltagswelt, in der er wahrnimmt, denkt, erinnert, plant und handelt, kommuniziert und interagiert – also um die Alltagswelt, die der Mensch in der Regel für die einzig wirkliche hält, wenn er nicht gerade Erkenntnis­theorie betreibt. Die in diesem Feld wirkenden Kräfte werden häufig unmittelbar erlebt, wobei sie gleichzeitig das Wahrnehmen, Vorstellen, Denken, Fühlen, Wollen und Handeln beeinflussen.

Psychisches Feld:

Das phänomenale Feld ist allerdings kein geschlossenes, sondern ein offenes, über sich selbst hinausweisen­des System. Das wird nicht zuletzt an der Tatsache erkennbar, dass wir im phänomenalen Feld Wirkungen von Kräften wahrnehmen, ohne dass uns diese bewirkenden Kräfte selbst phänomenal zugänglich wären. In ähnlicher Weise, wie wir zwar die Wirkung des Windes an der Bewegung von Zweigen und Blättern erkennen, nicht aber den Wind selbst sehen können, begegnet uns in unserer phänomenalen Welt eine Vielfalt von Phänomenen, die indirekt auf das Wirken von Kräften hinweisen, die selbst phänomenal nicht wahrnehmbar sind. Das Konzept des psychischen Feldes ist also gegen­über dem des phänomenalen Feldes um jene phänomenal nicht anschaulich gegebe­nen Kräfte erweitert, die sich im phänomenalen Feld nur über ihre Wirkung phänomenal bemerk­bar machen. Auf solche Kräfte beziehen sich die quasi-phänomenalen Konstrukte der Gestaltpsychologie (wie z.B. Prägnanztendenz, psychisches Bezugssystem), aber auch der Tiefenpsychologie (wie z.B. die der nicht bewussten Kräfte der „Abwehr“, des „Widerstandes“ u.v.m.) und anderer psychologischer Richtungen.

Psychophysisches Feld:

Der von der Gestalttheorie eingeführte Begriff des psychophysi­schen Feldes geht allerdings auch noch über das Konzept des psychischen Feldes hinaus. Er meint das zentralnervöse Feld, das zugleich psychisch und physisch ist. Er wird der Tatsache gerecht, dass die phänomenale und funktionale (nur über ihre Wirkungen indirekt erschlossene) psychische Dynamik letztlich in den Bereich der zentralnervösen Prozesse hinein reicht.

siehe auch:


Paul Tholey: Gestalttheorie von Sport, Klartraum und Bewusstsein. Ausgewählte Arbeiten, hrsg. und eingeleitet von Gerhard Stemberger

Wien: Verlag Wolfgang Krammer

ISBN 978 3 901811 76 0 | 310 Seiten | Preis 36,00 Euro

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Inhaltsverzeichnis und Einführung von Gerhard Stemberger

1)
Von Gerhard Stemberger bearbeiteter und erweiterter Auszug aus P. Tholey (1988), Feldtheorien in Biologie, Biophysik, Psychologie. und Sozialwissenschaften. ÖAGP-Informationen 7(5/98), III-IX. Zum Download verfügbar: Tholey 1988: Feldtheorien