Die Gestalttheorie nimmt eine kritische Haltung gegenüber dem Konzept „des Unbewussten“ ein, das aus diesem „Unbewussten“ einen gesonderten Bereich des Seelischen, eine ganz spezielle Prozess-Art oder gar einen Akteur machen, der in geheimnisvoller Weise im Erleben und Verhalten des Menschen wirkt. Die Auffassungen der Gestalttheorie sind mit solchen Konstruktionen nicht vereinbar.
Dass dem Menschen bisweilen vieles zumindest vorübergehend verborgen ist, was sein Erleben und Verhalten dann trotzdem maßgeblich bestimmen kann, führt die Gestalttheorie nicht auf das magische Wirken „des Unbewussten“ zurück, sondern auf das verstehbare Wirken von Gesetzmäßigkeiten im Wahrnehmen, Erleben und Verhalten des Menschen, die für das Wahrgenommene und Verfügbare genauso gelten wie für das vorübergehend oder auch dauerhaft Nicht-Wahrgenommene und Nicht-Verfügbare.
Wegen der Überfrachtung des Begriffs des „Unbewussten“ mit mechanistischen und magischen Konzepten empfiehlt sich größte Zurückhaltung bei der Verwendung der damit verbundenen Begriffe, auch in der Psychotherapie, weil mit ihnen nicht nur kein Gewinn an Klarheit verbunden ist, sondern auch alle möglichen irrigen Vorstellungen verhaltensleitend werden können, die in der Psychotherapie mehr Schaden anrichten als nützen.