[EN: holism; holistic]
Dieter Zabransky, Eggenburg
Ein wesentlicher Begriff in der Gestalttheoretischen Psychotherapie: Alle psychischen Vorgänge werden als ganzheitliche Phänomene betrachtet, für die die Gestaltgesetze gelten. Die heuristische Trennung in verschiedene psychische Bereiche, wie in Wahrnehmung, Denken und Fühlen, ist eine bloß fiktive; so ist z.B. die Wahrnehmung immer mehr oder weniger gefühlsgefärbt. Der Neurologe Kurt Goldstein (1934) stellt - als Vertreter einer biologischen Gestaltlehre - den ganzheitlichen Ansatz des Menschen in den Mittelpunkt seiner Betrachtung, die den physiologischen Organismus wie alle psychischen Phänomene gleichermaßen umfasst.
Die ganzheitliche Betrachtung bedeutet insbesondere, dass man das zu untersuchende psychische Phänomen in seiner Einbettung, in seiner Rolle und Bedeutung in umfassenderen Zusammenhängen zu sehen hat (Bezugsystem). Dazu gehört die Gesamtsituation eines Menschen, seine gegenwärtige leib-seelische Verfassung, Bedürfnislage, Einstellung und Haltung, ebenso wie seine Vorgeschichte, sein bisheriges Schicksal als die Gesamtheit dessen, was er bisher gelernt, eingesehen und geübt hat (Metzger 1954).
Mit dem ganzheitlichen Ansatz eng verbunden ist das „Vorgehen von oben nach unten“, vom Ganzen zu seinen Teilen. Diese Vorgangsweise ist für die Gestalttheoretische Psychotherapie bestimmend für die Begegnung mit den anvertrauten Menschen wie auch im ganzen diagnostischen und therapeutischen Vorgehen (siehe dazu: "Von oben nach unten").
Das klassische Grundlagenwerk zur Gestalttheorie
Wolfgang Metzger: Psychologie. Die Entwicklung ihrer Grundannahmen seit der Einführung des Experiments
Wien: Verlag Wolfgang Krammer
ISBN 978 3 901811 07 9 | 407 Seiten | Preis 45,00 Euro